
Die Hanfpflanze als Alleskönner
Die Cannabispflanze wird seit mehreren Tausend Jahren vielfältig von uns Menschen genutzt.
Zum einen für medizinische Zwecke, zum anderen für die Produktion von Papier und Leinenstoffen oder auch, wie für mich, als Genussmittel. 1
Wusstest du, dass Henry Ford 1941 sogar ein Hemp Car präsentierte? 2
Ja genau, du liest richtig. Ein Auto, welches zum größten Teil aus Hanfsamen bestand und dessen Motor mit Hanföl betrieben wurde.
Richtig coole Idee, oder?
Ich gebe dir kurz die Eckdaten durch:
Das Hemp Car war deutlich stabiler und zehnmal stoßfester als Autos, die mit den üblich verwendeten Metallen gebaut wurden. Um das zu demonstrierten, schlug Ford selbst sogar mal während einer Präsentation auf das Auto mit einem Hammer ein. Krasser Typ, oder?
Des Weiteren war das Auto viel leichter und bestand zum größten Teil aus dem nachwachsendem Biorohstoff, unserem geliebten Hanf. Hört sich doch eigentlich so an, als würde es das absolute Zukunftsauto sein, oder?
Das war aber nicht der Fall. Die Forschung wurde nach zwölf Jahren eingestellt. Warum sie eingestellt wurde?
Das kann man leider nicht zu hundert Prozent sagen. Es wird allerdings vermutet, dass sie aufgrund eines Konfliktes zwischen der Hanfindustrie und der Baumwollindustrie eingestellt wurde 3
Früher wurde Hanf weltweit für die Fasergewinnnung genutzt, bis dieser von Baumwolle abgelöst wurde. Baumwolle benötigt in seiner Herstellung aber einen höheren Wasserbedarf als Hanf, häufig treten Bodenversalzungen auf und Pestizide werden eingesetzt. 4
Es scheint als wäre der Rohstoff Hanf eine zu große Konkurrenz für die Baumwollindustrie gewesen.
Das ist nicht der erste und leider auch nicht der letzte Konflikt zwischen großen Industrieunternehmen und der Hanfindustrie. Auf weitere Konflikte gehe ich später noch einmal genauer ein.
Da dich dein Curser zu diesem Blogeintrag geführt hat, wird es dich bestimmt genauso interessieren wie mich, warum Cannabis in den meisten Ländern der Welt immer noch illegal bleibt und ob dies wirklich einen nachvollziehbaren Grund hat.
Selbst wenn du dir diese Frage bisher nicht gestellt hast oder schon gut informiert bist, wirst du gleich bei der Antwort erstaunt vor deinem Smartphone oder Rechner sitzen. Ich bin ehrlich bis vor einiger Zeit dachte ich, dass ich wüsste, warum Cannabis eigentlich verboten wurde, aber ich war doch sehr überrascht.
So viel vor ab auf wissenschaftlichen Studien beruht das Verbot bestimmt nicht.
Gründung der internationalen Opiumkommission
Um dir erklären zu können, warum Cannabis verboten ist, müssen wir relativ weit in die Geschichte zurückgehen und uns einmal quer durch das 19. und 20. Jahrhundert bewegen. Ab Mitte des Artikels komme ich dann auf die eigentliche Fragestellung zurück, wenn wir alles nötige Vorwissen haben. Also let’s go!
Wir begeben uns erst einmal zusammen in das Jahr 1909.
In diesem Jahr, Anfang Februar, wurde die internationale Opiumkommission in Shanghai gegründet und war sozusagen einer der ersten Grundlage für unsere heutigen Gesetze gegen Drogen.
Opium ist ein Betäubungs- und Rauschmittel. Dieses wurde besonders zu damaligen Zeiten häufig in der Medizin verwendet. Es wird aus Schlafmohn gewonnen und dient unter anderem zur Herstellung von Heroin.5
13 beteiligte Nationen unter anderem Deutschland und die Vereinigten Staaten von Amerika legten mit dieser Kommission die Grundlage für unser heutiges BtMG (Betäubungsmittelgesetz).6
Die Kommission hatte es sich zum Ziel gemacht, Opium den Kampf anzusagen, da der Konsum in der Bevölkerung schwere Schäden verursachte.
Die erste internationale Opiumkonferenz in Den Haag
Ende 1911 bis Anfang 1912 fand dann also die erste internationale Opiumkonferenz in Den Haag statt. Diese wurde auf Initiative der USA und Großbritannien einberufen.
Die Oberhäupter der Länder verfolgten das Ziel, den Handel und die Verbreitung von Rauschgiftmittel zu unterbinden.
Als Rauschmittel galten hier zunächst Opium, Morphium und Kokain. 7
Ich erkläre dir jetzt aber erstmal wie es zu dieser Konferenz gekommen ist.
Dazu musst du wissen, dass es zu dieser Zeit bereits zwei Opiumkriege gab. Wenn du auf den geschichtlichen Hintergrund keine Lust hast, skippe ihn einfach und lese bei „Das Problem mit dem Morphium“ weiter.
Erster Opiumkrieg 1839 - 1842
Der erste Krieg fand in den Jahren 1839 bis 1842 zwischen dem Kaiserreich China und Großbritannien statt.
Großbritannien bezog zu dieser Zeit Opium aus China.
China wiederum hatte zu dieser Zeit kein Interesse an Waren aus Großbritannien. Dies führte dazu, dass keine Tauschgeschäfte stattfanden und das beliebte Gut in der Regel mit Silbermünzen bezahlt wurde.
Klingt doch eigentlich ganz logisch, wir bezahlen schließlich auch mit Geld für unsere Waren.
Doch Großbritannien gefiel diese Tatsache nicht. Denn sie wollten Geld sparen und clever wirtschaften. Mehr Geld sollte in das Land hineinkommen, anstatt es in anderen Ländern wie China auszugeben.
Um das vorgenommene Ziel zu erreichen, ließen sie in Indien, das zu der Zeit noch eine britische Kolonie war, immer mehr kostengünstiges Opium produzieren.
Es reichte ihnen allerdings nicht aus, die Ware günstig in ihr Land zu importieren.
Sie wollten diese auch mit gefälschten Lizenzen nach China exportieren, um mehr Umsatz zu generieren. Ein ziemlich abgezockter Gedanke, besonders wenn man die Konsequenzen betrachtet.
Zur Folge hatte dies nämlich, dass der chinesische Markt geradezu von Opium überschwemmt wurde und immer mehr Einwohner Chinas schwer abhängig wurden.
China erließ 1839 ein Einfuhrverbot für Opium, um seine Bevölkerung zu retten.
Dieses gefiel den britischen Kaufleuten aber mal gar nicht, schließlich wollten sie weiter ihr Geld machen. So begann dann der dreijährige Opiumkrieg zwischen China und Großbritannien. Der mit einer Niederlage Chinas endete. „Gegen die britischen Berufssoldaten hatten Chinas Milizen keine Chance.“8
Bis heute wird der Vertrag, der zum Ende des Krieges festgesetzt wurde, der „ungerechter Vertrag“ genannt. Warum fragst du dich? Weil China nicht nur eine hohe Kriegsentschädigung zahlen musste, für einen Krieg, den sie nicht angefangen haben, sondern auch fünf Häfen für europäische Händler öffnen musste und gezwungen war, diesen besonders günstige Bedingungen zuzusichern. 9
Der Zweite Opiumkrieg 1856 - 1860
Opium hatte zu dieser Zeit schnell große Beliebtheit in der chinesischen Bevölkerung erlangt. Gerade zu jede Bevölkerungsschicht war dem Opiumkonsum verfallen „Arbeiter entspannten sich in Opiumhöhlen, Konkubinen flüchteten sich darin, Studenten nahmen es vor Prüfungen, Eunuchen verkauften es im Kaiserpalast.“ 10 Das Land wurde durch den Schmuggel, der meist von Kriminellen betrieben wurde, wieder erneut von Opium überschwemmt.
Die daraus folgende Opiumsucht in der chinesischen Bevölkerung hatte große soziale und wirtschaftliche Probleme zur Folge.
So kam es dann 1856 bis 1860 dann zum zweiten Opiumkrieg zwischen China und Großbritannien.
Im Verlauf des Krieges kämpfte Frankreich an der Seite von England gegen China.
Als chinesische Behörden 12 Männer eines unter britischer Flagge stehenden Schiffes festnahmen, weil der Verdacht auf illegalem Opiumhandel und Schmuggel bestand, ließen sie diese auch auf Beharren von Großbritannien nicht frei.
Daraufhin wurde China der Krieg erklärt. Das Kaiserreich China verlor die Auseinandersetzung ein weiters mal und war von dort an gezwungen, sich der Wirtschaft und dem Handel aus Europa zu öffnen. Außerdem wurde von nun an der Opiumhandel legalisiert. 11
Ziemlich verrückt, Opium zu legalisieren, nicht wahr?
Das Problem mit dem Morphium
Wenig später gab es schon Probleme mit der nächsten Droge: dem Morphium.
Morphium oder auch Morphin genannt wird aus Schlafmohn gewonnen.
Der Wirkstoff stammt aus der Mohnpflanze und ist unterschiedlich konzentriert vorhanden.
Durch diese unterschiedlichen Konzentrationen haben wir hier in etwa dasselbe Problem wie bei synthetischem Cannabis. Die Menge, die wir zu uns nehmen, kann nicht richtig dosiert werden und führt dazu, dass einige es gut wegstecken und andere richtig hart abstürzen.
Einem jungen Apotheker gelang es aber Anfang den 19. Jahrhunderts das Morphin aus der Mohnpflanze zu isolieren.12
Das heißt man konnte es gezielt einsetzen.
Heute werden nur noch sehr starke Schmerzen mit Morphium behandelt. Dies war damals anders. Jede Art von Schmerz wurde so behandelt.
Dass dies später zu einem weiteren Opiatproblem in der Bevölkerung geführt hat, kann sich jeder denken. Ich gebe dir mal kurz eine Einführung in das Thema, da die Begrifflichkeiten etwas verwirrend sein könnten:
Unter Opiate versteht man Substanzen, die aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen werden. 13
Der gewonnene Milchsaft wird Opium genannt. Opium enthält zahlreiche Alkaloide, eines davon ist Morphium.
Opioide sind synthetisch hergestellte Substanzen, die eine morphinähnliche Wirkung haben.“ 14
Morphium macht genau wie Opium sehr schnell abhängig, was kein Wunder ist, da Morphium aus Opium gewonnen wird.
Angeblich waren damals 40% der Berliner Ärzte morphinabhängig.
Emanuel Merck, der Besitzer der Engel-Apotheke, hatte es sich zum Ziel gemacht, Schmerztabletten immer und in gleicher Qualität an die Kunden weitergeben zu können.
So entstand dann übrigens unsere heutige Pharmaindustrie. 15
Auch macht es jetzt Sinn für mich, dass in fast jedem Land dieser Welt Apotheken „Drug Store“ heißen. Warum dies in Deutschland nicht so ist, fragst du dich? Vielleicht, weil deutsche Pharmakonzerne ziemlich viel Geld mit dem Verkauf ihrer Arzneimittel machen. Und das Wort Droge ist doch mehr als schlechtes Marketing, nicht wahr?
Im Deutsch-Französischen Krieg [1870-1871] wurde Morphium großzügig zur Behandlung verwundeter Soldaten eingesetzt.
Viele Menschen wurden dann von dem starken Schmerzmittel abhängig.
Zwischen 1875 und 1900 erreichte die Morphiumwelle ihren Höhepunkt.
Ärzte empfahlen bereits bei den geringsten Schmerzen immer häufiger Morphium und das starke und schnell abhängig machende Schmerzmittel wurde immer gesellschaftsfähiger.
Eine völlig neue Droge: Das Kokain
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts tauchte noch eine neue Droge auf, Kokain.
Diese wurde in der Volksmedizin als körperliches und psychisches Stärkungs- und Genussmittel angewendet. Ziemlich absurd, wenn man bedenkt, dass gerade durch den Konsum von Kokain Psychosen ausgelöst werden können. 16, 17
Um dir die Lage verständlich zu erklären:
Die Menschen setzten Koks damals gegen Asthma, Diabetes, bei Schwäche- und Erschöpfungszuständen, Schmerzen und sogar zur Gewichtsreduktion ein.
Kokain galt damals als Allheilmittel und versprach, gegen Depressionen, Opiumsucht und Alkoholismus zu helfen.
Schnell wurde aber erkannt, dass die Droge zu schlimmen Nebenwirkungen führen kann.
Denn eine Überdosierung kann zu lebensgefährlichen Krämpfen bis hin zum Atemkollaps führen.
Dadurch, dass das damalige Deutsche Reich hohe Gewinne mit dem Morphium- und Kokainhandel machte, weigerte es sich zunächst, die Gesetze, welche die erste Opiumkonferenz in Den Haag erlassen hat, umzusetzen.
Erst nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden dann alle Staaten dazu verpflichtet, dem den Haager Opiumbestimmungen innerhalb eines Jahres Folge zu leisten. Da Deutschland den Krieg verloren hatte und unter dem Einfluss der Siegermächte stand, mussten sie sich nun anschließen.
In Deutschland wurde 1920 das „Gesetz zur Ausführung des internationalen Opiumgesetzes erlassen. 18
Im Jahr 1920 ist noch etwas anderes passiert:
Die Vereinigten Staaten von Amerika erhoben das Alkoholverbot für die Bevölkerung. Es durfte weder Alkohol verzehrt noch hergestellt werden.
Sie hofften, dadurch soziale Probleme lösen zu können.
Allerdings führte das Verbot dazu, dass die Menschen Alkohol nun einfach heimlich konsumierten und auch herstellten. Dieser Alkohol war viel gifter, da die Menschen ihn in unter unhygienischen Bedingungen selber brannten.
Zudem entstand ein weiteres Problem, denn immer mehr Bürger griffen auf viel stärkere Drogen wie Opium oder Kokain zurück.
Auch die Anzahl der Verbrechen wuchs stetig, anstatt weniger zu werden. 19
Die Alkoholprohibition ist also maßgeblich gescheitert.
Du fragst dich jetzt bestimmt was Cannabis mit dem Ganzen zu tun hat?
Wir begeben uns zusammen in das Jahr 1925 nach Genf in die Schweiz. Hier findet zu diesem Zeitpunkt die zweite Opiumkonferenz statt.
Diese Konferenz diente dazu, Lücken der ersten Konferenz aufzuarbeiten.
Hier wurde nun auch die Nutzpflanze Hanf in das internationale Abkommen aufgenommen.
Ägypten und neun weitere Länder stimmten für die Aufnahme von Hanf im Opiumgesetz.
Der ägyptische König wollte seine Bevölkerung strebsamer und arbeitsmotivierter stimmen und sah die entspannende Wirkung von Cannabis als ein Dorn im Auge.
Das Deutsche Reich stimmt für das Gesetz, weil Ägypten im Gegenzug kein Importverbot für die Pharmaprodukte „Heroin“ (Bayer) und „Kokain“ (Merck) erlassen hat.
Ob Heroin und Kokain Arbeiter nun strebsamer und motivierter macht als Cannabiskonsum, das lasse ich jetzt einfach mal unkommentiert.
Die Genfer Opiumkonferenz beschließt also, neben Opium und Heroin auch Cannabis zu verbieten.
Der indische Hanf, so wurde Marihuana damals bezeichnet, wurde 1929 ins deutsche Strafgesetzbuch übernommen.
Um es kurz zu sagen, hier musste Cannabis für Heroin, Kokain und der Pharmaindustrie weichen. 20,21
Damit wir das ganze etwas besser verstehen können, begeben wir uns im selben Jahr (1929) nach Washington DC.
In diesem Jahr übernahm Harry Anslinger das Ministerium für Prohibition in Washington. Dieses wurde auch Federal Bureau of Narcotics genannt, zu vergleichen mit der heutiges DEA, zu deutsch „Drogenvollzugsbehörde“.
Das Ministerium wurde 1930 gegründet und bestand bis zum Jahr 1968.
Die 1920 erhobene Prohibition für Alkohol war ein Fiasko und wurde 1933 aufgehoben.
Für Harry Anslinger war dies ein Problem, denn jetzt stand er plötzlich für ein großes Ministerium ein, welches nichts mehr zu tun hatte.
Sein Ministerium war nämlich vorher dafür verantwortlich, die Umsetzung der Alkoholprohibition zu überwachen.
Bis zu diesem Zeitpunkt vertrat er die Meinung, dass Cannabis kein gesellschaftliches Problem darstellte. Dies änderte sich dann aber als sein Ministerium einen neuen Sinn brauchte.
Er begann also einen Kampf gegen die Nutzpflanze, bei dem es weit mehr als nur um die Gesundheit der Bevölkerung ging.
Anslinger nutzte die Hilfe von William Randolph Hearst, einem der reichsten Amerikaner und Gründer eines der ältesten Medienkonzerne, um seine Anti-Marihuana-Propaganda im ganzen Land zu verbreiten.
Es wäre eine Sache, wenn nur behauptet würde, dass Cannabis böse sei, allerdings war der Feldzug von Anslinger und Randolph Hearst gegen die Nutzpflanze auch stark von Rassismus geprägt. 22
Wer weiß, wie weit wir heute im Kampf gegen Rassismus wären, wenn er in diesen Jahren nicht noch einmal so unterstützt worden wäre?
Auf dem Blog Cannaconnection habe ich die verrücktesten Zitate über Cannabis gefunden, die von den beiden Herren (Anslinger und Hearst) in die Welt gesetzt wurden.
Meine absoluten Favoriten (Ironie) hab ich euch hier einmal aufgeführt:
„Wegen Marihuana-Zigaretten denken Farbige, dass sie so gut wie weiße Männer sind.“
„Es gibt insgesamt 100.000 Marihuana-Raucher in den USA und die meisten davon sind [Schwarze]23, Hispanos, Filipinos und Unterhaltungskünstler. Ihre satanische Musik, Jazz und Swing, sind eine direkte Folge des Marihuana-Konsums. Dieses Marihuana lässt weiße Frauen sexuelle Beziehungen mit [Schwarzen], Unterhaltungskünstlern und Anderen eingehen.“
„Du rauchst einen Joint und du wirst wahrscheinlich deinen Bruder töten.“
„Der Hauptgrund, um Marihuana zu verbieten, ist seine Wirkung auf die entarteten Rassen."
„Die Verwendung von Cannabis, ob man es raucht oder in anderen Formen zu sich nimmt, führt zweifellos zu einer Form der Sucht, die ernste soziale Konsequenzen hat (Aufgabe der Arbeit, Diebstahl und Verbrechen, das Verschwinden der Fortpflanzungsfähigkeit).“ 24
Ich frage mich an dieser Stelle wirklich, ob wir ein Gesetz aufrecht gehalten haben, welches Anfang des 20. Jahrhunderts von weißen, rassistischen Männern erlassen wurde und durch rassistische Propaganda seine Gültigkeit erlang oder ob wir die Nutzpflanze Hanf für den Import von Heroin und Kokain geopfert haben?
Nicht ganz, denn Hanf galt Anfang des 20. Jahrhunderts auch als Rohstoffkonkurrenz für große Industrieunternehmen.
DuPont, eines der größten Industrieunternehmen in den USA, fand heraus, dass durch Öl neue Materialien wie Kunststoffe, Gummi und Polymere hergestellt werden können.
Diese werden zur Gewinnung von Geweben, Kleidung und Stoffen verwendet.
Ich hab dir schon zu einem früheren Zeitpunkt von William Randolph Hearst erzählt.
Dieser erfolgreiche Zeitungsverleger nutzte Papier in großen Mengen. Na klar, er hatte ja auch einen Zeitungsverlag.
Um Papier herzustellen, wurden Chemikalien und Bleichmittel verwendet, diese wurden von dem gigantischen Industrieunternehmen DuPont geliefert. Auch wenn Hanfpapier „sehr viel reiß-, zug- und nassfester ist und deshalb auch viel leichter und öfter recycelt werden“ 25 kann, war Hearst nicht daran interessiert, den Rohstoff zu nutzen, denn dieser konnte zwar in südlichen Ländern wie Mexiko einfach angebaut werden.
Aber eine Zusammenarbeit mit den von ihm betitelten „[Schwarze] 26, Hispanos und Filipinos“ 27 kam für einen Mann, der Einwanderer verachtete, nicht in Frage.
Hearst nutzte seine Berichterstattung dafür, gegen Migranten, Mexikaner und dunkelhäutige Mitmenschen zu hetzen. Dies alles geschah mithilfe von verdrehten Fakten und auf unsachliche Art, wie du dir bestimmt denken kannst.
Das machte er, um die Einnahmen seiner Zeitung zu maximieren, denn diese Art von Journalismus funktioniert leider bis in die heutige Zeit richtig gut.
Er spielte mit den Gefühlen und Ängsten der Bürger und setzte ihnen ein klares Feindbild in den Kopf.
Damit die Bevölkerung ein noch schlechteres Bild von den von ihm missachteten Einwanderer bekommt, verfolgte er eine strikte Anti-Cannabis-Politik.
Die Berichterstattung bestand zu dieser Zeit fast ausschließlich daraus, Cannabis zu verteufeln und von angeblichen Verbrechen, die Migranten unter Einfluss von Cannabis begangen haben sollten.
Nochmal in kurz, um es zusammenzufassen: William Randolph Hearst und Harry Anslinger haben es also geschafft mit Hilfe von Lügenpresse und rechten Weltansichten geschafft, dass Cannabis in den USA verteufelt wurde. 28,29
Wenn Du bislang geglaubt hast, dass Marihuana wegen wissenschaftlicher Studien verboten wurde, die belegen, dass es eine höhere Gefahr mit sich bringt als andere Substanzen, dann liegst du genauso falsch wie ich.
Ein kleines anschauliches Beispiel hierzu ist, dass noch nie ein Mensch von reinem Cannabiskonsum gestorben ist. Alkohol, der in Deutschland schon ab einem Alter von 16 Jahren offiziell an Jugendliche verkauft werden darf und in TV Spots beworben wird, kostet laut des Bundesgesundheitsministeriums geschätzt 74.000 Menschen im Jahr das Leben. 30
Um zurück zu der Geschichte des Cannabisverbots zukommen, begeben wir uns noch einmal in das Jahr 1931. Wir reisen nach Genf.
Die Oberhäupter der einzelnen Länder trafen sich hier, um das Abkommen von 1925 zu vervollständigen. Die Herstellung der Betäubungsmittel wurde ab diesem Zeitpunkt nur für medizinische und wissenschaftliche Zwecke freigegeben. 31
Fünf Jahre später wurde „die Konvention zur Verhinderung des illegalen Handels von gefährlichen Drogen formuliert“. 32
Die Politik strebte an, jedes Handeln, welches im Zusammenhang mit illegalen Substanzen stand, also auch der Gebrauch von Cannabis, mit einer Gefängnisstrafe zu ahnden.
Die Länder wurden also dazu aufgefordert, strafrechtliche Mittel gegen Verstöße einzusetzen.
In den USA ging die Hetzpropaganda gegen die Nutzpflanze Hanf mit Propagandafilmen und Plakaten weiter und fand 1937 mit dem „Mariuhuana Tax Act“ ihren Höhepunkt 33
Im Jahr 1970 wurden die Gesetze zum Drogenkonsum, besonders zum Marihuanakonsum, weiter verschärft. Dies galt als Gegenreaktion zu der Hippie Bewegung in den 60ern. Die Menschen fingen an, gesellschaftliche Entwicklungen zu kritisieren. Musiker wie Bob Dylan, Jimi Hendrix und die Rolling Stones prägten die Zeit und das Lebensgefühl der Menschen wie noch nie zuvor.
Der Konsum von Cannabis war in dieser Zeit weit verbreitet. Menschen, wie dem ehemaligen Präsidenten Richard Nixon, war dies ein Dorn im Auge.
Im Jahr 1970 wurde das „Marihuana Tax Act“ von dem „Controlled Substances Act“ abgelöst, welches von Nixon unterschrieben wurde.
Mit diesem Gesetz wurde Marihuana von nun an mit Drogen wie MDMA (Ecstasy) und Heroin gleichgestellt und endgültig verboten. 34,35
Im Jahr 1971 wurde das Opiumgesetz in Deutschland von dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG) abgelöst.
Du fragst dich bestimmt, was uns über 100 Jahre Drogenprohibition gebracht haben?
Gute Frage! Um es kurz zusammenzufassen gar nichts.
Da der Markt bislang von kriminellen Organisationen geleitet wird, bestimmen diese nicht nur den Preis, sondern auch die Qualität.
Kontrollen oder Reglungen fallen komplett weg und konkrete Zahlen, wie viele Menschen ein Drogenproblem haben, gibt es nicht.
Ich hoffe sehr, dass sich dies in der nächsten Legislaturperiode ändern wird. Denn da gibt uns der neue Koalitionsvertrag Hoffnung. Dort wurde nämlich schon festgehalten, dass Cannabis unter der neuen Regierung legalisiert werden soll.
Quellen:
1 HANFFASER Uckermark eG: „über Hanf. Geschichte.“ https://www.hanffaser.de/uckermark/index.php (08.09.2021. 11:27)
2 Erfinder und Gründer der Ford Motor Company
3 thehenryford.org: „Beliebte Forschungsthemen. Sojabohnen-Auto.“ https://www.thehenryford.org/collections-and-research/digital-resources/popular-topics/soy-bean-car/ (08.98.2021. 11:42)
4 Leibniz-Gemeinschatz: „Hanf = Alternative zu Baumwolle?“ https://www.leibniz-gemeinschaft.de/ueber-uns/neues/forschungsnachrichten/forschungsnachrichten-single/newsdetails/hanf-alternative-zu-baumwolle (30.12.2021 10:03)
5 Ohler. Norman: „Der totale Rausch. Drogen im Dritten Reich.“ 7. Auflage. Köln. 2019. S.22 ff.
6 Felex Die Puplikationspkattform des Bundesrechts: „Internationales Opium-Abkommen“ https://www.fedlex.admin.ch/eli/cc/41/670_692_686/de (08.11.2021. 12:16)
7 Eve & Rave Berlin eV: „Internationales Opium-Abkommen vom 23. Januar 1912 (mit vier Protokollen) abgeschlossen in Den Haag am 23. Januar 1912“ (08.09.2021. 12:20)
8 Welt: „So stieg England zum weltgrößten Drogendealer auf.“ https://www.welt.de/geschichte/article172647940/Erster-Opiumkrieg-Als-England-weltgroesster-Drogendealer-wurde.html (30.12.2021 10:22 Uhr)
9 Lernhelfer, Schülerlexikon: „Der Opiumkrieg und seine Folgen für China.“ https://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/der-opiumkrieg-und-seine-folgen-fuer-china# (23.12.2021. 11:43)
10 Welt: „Die teuflische Droge, die China in den Ruin trieb.“ https://www.welt.de/geschichte/article223735272/Opium-Die-teuflische-Droge-die-China-in-den-Ruin-trieb.html (30.12.2021 10:23Uhr)
11 Helles-Kopefchen: „China in der Kolonialzeit“ https://www.helles-koepfchen.de/artikel/2672.html (23.12.2021 11:53)
12 Flexikon.doccheck: „Morphium.“ https://flexikon.doccheck.com/de/Morphin (23.12.2021 13:50)
13 Betanet: „Opiate und Opioide“ https://www.betanet.de/opiate-und-opioide.html (30.12.2021 10:35 Uhr)
14 Drugcom: „Was sind Opiate und Opioide?“ https://www.drugcom.de/haeufig-gestellte-fragen/fragen-zu-opiaten/was-sind-opiate-und-opioide/ (30.12.2021 10:54 Uhr)
15 Ohler. Norman: „Der totale Rausch. Drogen im Dritten Reich.“ 7. Auflage. Köln. 2019. S.23
16 Medimix: „Haschisch, Opium, Morphium und Kokain und ihre Nebenwirkungen.“ https://www.medmix.at/haschisch-opium-morphium-und-kokain/?cn-reloaded=1&cn-reloaded=1 (27.12.2021 15:17)
17 Medimix: „Koka aus dem Kokastrauch und sein Inhaltsstoff Kokain.“ https://www.medmix.at/koka-kokastrauch/ (27.12.2021 15:18)
18 Hanfmuseum: „100 Jahre internationale Drogenverbot.“ https://www.hanfmuseum.de/exhibition/25LN_Landschaft_im_Wandel/100_Jahre_Drogenprohibition_-_25._Lange_Nacht_der_Museen_Hanf_Museum_Berlin_75dpi.pdf (27.12.2021 15:20)
19 Zeitklicks: „Was ist die Prohibition?“ https://www.zeitklicks.de/weimarer-republik/zeitklicks/zeit/weltgeschichte/es-war-einmal-in-amerika/was-ist-die-prohibition/ (27.12.2021 15:25)
20 Hanfparade: „Cannabis im Opoiumgesetz?“ https://www.hanfparade.de/ziele-motto/ueber-das-deutsche-btmg/cannabis-im-opiumgesetz/ (27.12.2021 16:18 Uhr)
21 Kölner Stadt-Anzeiger: „Cannabis-Verbot Wie Heroin über Cannabis siegte.“ https://www.ksta.de/politik/-cannabis-verbot-wie-heroin-ueber-cannabis-siegte-1250814?cb=1640618039172&cb=1625573590655 (27.12.2021 16:20 Uhr)
22 Planet – Wissen: „Harry Anslinger.“ Von Gregor Delvaux de Fenffe. https://www.planet-wissen.de/natur/pflanzen/hanf/pwieharryanslinger100.html (27.12.2021 16:26)
23 Auf die rassistische Sprache wird verzichtet
24 Canna-Verbindung: „Die 15 lächerlichsten Zitate von Harry J. Anslinger über ‚Marihuana‘.“ https://www.cannaconnection.de/blog/7217-die-15-laecherlichsten-zitate-von-harry-j-anslinger-ueber-marihuana- (27.12.2021 16:40 Uhr)
25 wwf-jugend: „Papier aus Hanf oder Holz – Ist das eine Frage.“ https://www.wwf-jugend.de/blogs/11392/8287/papier-aus-hanf-oder-holz-ist-das-eine-frage (27.12.2021 17:33 Uhr)
26 Auf die rassistische Sprache wird verzichtet
27 Canna-Verbindung: „Die 15 lächerlichsten Zitate von Harry J. Anslinger über ‚Marihuana‘.“ https://www.cannaconnection.de/blog/7217-die-15-laecherlichsten-zitate-von-harry-j-anslinger-ueber-marihuana- (27.12.2021 17:43 Uhr)
28 Dutch-Passion: „Warum ist Cannabis illegal? Teil 1: Die Kunststoff- und Holzindustrie.“ https://dutch-passion.com/de/blog/warum-ist-cannabis-illegal-teil-1-die-kunststoff-und-holzindustrie-n901 (27.12.2021 17:07 Uhr)
29 Grinsen: „Warum notwendig Cannabis verboten werden? – Die Rolle der USA und der UN.“ https://www.grin.com/document/96469 (27.12.2021 17:09 Uhr)
30 Bundesgesundheitsministerium: „Alkohol.“ https://www.bundesgesundheitsministerium.de/service/begriffe-von-a-z/a/alkohol.html#:~:text=Analysen%2520gehen%2520von%2520j%25C3%25A4hrlich%2520etwa,von%2520Tabak%2520und%2520Alkohol%2520aus (27.12.2021 17:56 Uhr)
31 Felex: „Abkommen zur Beschränkung der Herstellung und zur Regelung der Verteilung der Betäubungsmittel.“ (27.12.2021 18:53 Uhr)
32 Hanfmuseum: „100 Jahre internationale Drogenverbot.“ https://www.hanfmuseum.de/exhibition/25LN_Landschaft_im_Wandel/100_Jahre_Drogenprohibition_-_25._Lange_Nacht_der_Museen_Hanf_Museum_Berlin_75dpi.pdf (27.12.2021 18:54 Uhr)
33 Hanfmuseum: „Marihuana Steuermarken – Mrihuana Steuermarken.“ https://www.hanfmuseum.de/sonderausstellungen/marihuana-steuermarken-marijuana-tax-stamps (27.12.2021 18:58 Uhr)
34 Helles.köpfchen: „Ein Rückblick: Die 68er.“ https://www.helles-koepfchen.de/artikel/2781.html (27.12.2021 19:03 Uhr)
35 Medikamente: „CSA-Zeitpläne.“ https://www.drugs.com/csa-schedule.html (27.12.2021 19:05 Uhr)